Kein Lärm.
Kein Drängen.
Nur: hier.
Die Welt liegt still,
eingehüllt in ein Schweigen,
das nicht leer ist –
sondern weit.
Ankommen heißt jetzt:
Nicht Neues beginnen,
nicht Altes festhalten,
sondern ruhen.
In der Ruhe wird sichtbar,
was nie verging:
das Herz,
das leise schlägt.
Der Ruf ist kaum hörbar.
Ein Atem im Frost,
ein Flüstern unter Schnee.
„Du darfst still werden.“
Kein Antreiben,
kein Fordern.
Nur ein Einladen:
Schließe die Augen
und erinnere dich,
dass auch Dunkel
Licht in sich trägt.
Der Same schläft.
Doch sein Schlaf ist kein Ende.
Er birgt die Kraft,
die niemand sieht.
Unsichtbar bereitet er sich vor.
Im Schweigen sammelt er Energie.
Im Stillstand wächst sein Mut.
Nicht jetzt.
Noch nicht.
Aber bald.
Die Erde ist kalt,
aber sie hält dich.
Hier unten
gibt es keinen Wettlauf.
Nur Beständigkeit.
Nur das tiefe Wissen:
Ich werde getragen.
Die Wurzel fließt nicht aus –
sie ruht.
Und gerade darin
liegt ihre größte Stärke.
Im Winter drängt nichts.
Kein Strecken.
Kein Durchbrechen.
Der Trieb ist Erinnerung –
kein Akt.
Er weiß:
Licht wird wiederkehren.
Er muss es nicht erzwingen.
Der Winter lehrt:
Hingabe ist nicht Stillstand –
sie ist Vertrauen.
Im Schnee verborgen.
Kein Blick sieht ihn.
Kein Wind ruft ihn hervor.
Doch tief innen
atmet er weiter.
Klein.
Beharrlich.
Geduldig.
Er ist noch nicht Form –
aber auch nicht Nichts.
Er ist:
Verheißung.
Es gibt keine Blätter.
Nur ihre Erinnerung.
Und diese Erinnerung
ist stark genug,
dass selbst im Frost
ein stilles Bild bleibt:
Es wird wieder Grün geben.
Die Blätter ruhen –
nicht als Verlust,
sondern als Versprechen.
Keine Blüte zeigt sich.
Doch ihre Möglichkeit
liegt verborgen in allem.
Winterblüte heißt:
Nichts ist sichtbar –
und doch ist alles da.
Ein inneres Leuchten,
unsichtbar,
aber unzerstörbar.
Stille.
Weite.
Ewigkeit im Atem.