Kein Beginn.
Kein Ende.
Nur: hier.
Doch das Hier trägt Spuren.
Reife. Farben.
Das Gewicht gelebter Tage.
Ankommen heißt jetzt:
Nicht aufbrechen,
nicht strahlen –
sondern erkennen,
dass das, was war,
genug ist.
Du atmest –
und etwas in dir
bereitet sich auf das Loslassen vor.
Der Ruf klingt tiefer.
Nicht hell wie im Frühling,
nicht laut wie im Sommer.
Er klingt wie ein Wind,
der Blätter löst,
ohne zu zwingen.
„Du darfst gehen lassen.“
Er fragt nicht:
„Was fehlt dir noch?“
Er fragt:
„Was darf nun heimkehren?“
Ein Ruf,
der dich nicht antreibt,
sondern erleichtert.
Der Same ist nicht mehr verborgen.
Er trägt die Erinnerung
an alles, was gewachsen ist.
Er ruht nun nicht im Dunkel,
sondern im Bewusstsein:
Sein Leben war reich.
Sein Auftrag erfüllt.
Im Inneren beginnt er,
seine Kraft zurückzugeben.
Nicht aus Schwäche,
sondern aus Vollendung.
Die Erde ist kühl,
aber voller Dankbarkeit.
Alles, was du genommen hast,
gibst du nun zurück.
Nährstoff für anderes,
Wissen für die Tiefe.
Deine Wurzeln halten dich nicht fest –
sie lassen dich heimkehren.
Sie sind keine Fessel.
Sie sind Erinnerung.
Kein Drängen mehr.
Kein Hast.
Du streckst dich nicht nach oben –
du neigst dich zurück.
Wie ein Bogen,
der nicht mehr gespannt werden muss.
Und doch leuchtet darin
keine Schwäche –
sondern Würde.
Du weißt:
Licht hat dich berührt.
Und das genügt.
Deine Gestalt ist gereift.
Nicht mehr fragend.
Nicht mehr suchend.
Du stehst.
Klar.
Stark.
Und während andere noch wachsen,
erkennst du:
Nicht das Mehr zählt –
sondern das Ganze.
Der Wind ist nicht Prüfung.
Er ist Begleiter.
Er trägt dein Loslassen
in alle Richtungen.
Du atmest die Welt –
doch nun mit jedem Atemzug
gibst du ein Stück von dir zurück.
Deine Blätter färben sich,
ein letzter Tanz aus Rot und Gold.
Nicht als Ende,
sondern als Geschenk.
Schönheit im Vergehen.
Fülle im Loslassen.
Leben im Sterben.
Du blühst nicht mehr,
um zu erstrahlen.
Du blühst,
um zu verströmen.
Du gibst dein Innerstes frei.
Samen, Duft, Erinnerung.
Nicht für dich –
für das, was kommt.
Herbst in dir:
Reif.
Still.
Unumkehrbar –
und doch voller Wärme.